Statement zu den Äußerungen von Thomas Feist
„Wenn eine Katze im Fischladen Junge bekommt, sind das dann Fische?“ fragte Dr. Thomas Feist, CDU-Vorsitzender in Leipzig und Beauftragter für jüdisches Leben des Freistaats im Leipzig Fernsehen am Abend des Zweiten Wahlgangs zur OBM-Wahl in Leipzig.
Damit bringt er nicht nur ein äußerst starres und gefährliches Bild von „Heimat“ zum Ausdruck, wonach Heimat dort und nur dort ist, wo man geboren ist. Nicht dort, wo man sich wohl fühlt und wohin es eine*n aus ganz verschiedenen Gründen vielleicht verschlagen hat. Es bleibt nichts als lokalpatriotisches und biologistisches Gemurmel. Die eigene Identität wird überhöht, das „Andere“ herabgesetzt. Dass Feist diesen „Witz“ von Eberhard Cohrs, Angehörigem der Waffen-SS und SS-Rottenführer der Wachmannschaft des Konzentrationslagers Sachsenhausen entlehnte, wusste er nicht, hält diesen Witz aber auch vor diesem Hintergrund nach wie vor für witzig. (https://www.sachsen-fernsehen.de/share/728482/)
Die Äußerungen sind gerade im Blick auf Feists Biographie seltsam. Als Landesbeauftragter für jüdisches Leben in Sachsen, sollte er wissen, dass die Geschichte der Jüdinnen und Juden in Leipzig auch eine zwischen Ansiedlung und Vertreibung war und ist. Gerade ab 1991, kamen viele Jüdinnen und Juden als sogenannte Kontingentflüchtlinge aus der ehemaligen Sowjetunion nach Leipzig und wurden ein bedeutender Teil der jüdischen Gemeinde hier und belebten die in der DDR massiv geschrumpften Gemeinden. Ohne diese Zuwanderung gäbe es die jüdische Gemeinde Leipzigs, so wie wir sie heute kennen, schlicht nicht.
Und auch könnte Feist als promovierter Musikwissenschaftler wissen, dass die Musikstadt Leipzig ohne „Zugezogene“ nur wenige berühmte Musiker*innen zu bieten hätte.
Es sei noch auf zwei weitere, ausführliche Beiträge zum Thema hingewiesen: