Aufwachsen im Dauerkrisenmodus – Das war die erfolgreiche zweite Jahrestagung des BAG Kindheit & Jugend

Krise um Krise, wach­sende Armut, bun­desweite Kürzun­gen zu Las­ten junger Men­schen, Fachkräfte­man­gel und eine Jugend­hil­fe am Lim­it: Auf der Jahresta­gung der Bun­de­sar­beits­ge­mein­schaft Kind­heit & Jugend, die unter dem Titel „Aufwach­sen im Dauerkrisen­modus“ vom 19. bis 21. April 2024 in Magde­burg stat­tfand, gab es für die aus ganz Deutsch­land angereis­ten Genoss:innen viel zu disku­tieren, um gemein­sam Per­spek­tiv­en für die jugend­poli­tis­chen Her­aus­forderun­gen der kom­menden Jahre zu entwick­eln. Die Bun­de­sar­beits­ge­mein­schaft wurde erst im ver­gan­genen Jahr gegrün­det und so war es das zweite größere Tre­f­fen der noch jun­gen Arbeits­ge­mein­schaft, die jugend­poli­tis­che Posi­tio­nen der LINKEN auf allen poli­tis­chen Ebe­nen stärken und weit­er­en­twick­eln will.

Ein­geleit­et wurde das Tre­f­fen am Fre­ita­gnach­mit­tag eher unkon­ven­tionell mit einem kleinen Spielplatzfest auf dem Pechauer Platz in Magde­burg-Cra­cau, mit dem der Arbeit­skreis den dor­ti­gen Kom­mu­nal­wahlkampf unser­er Partei unter­stützte. Die Aktion litt zwar etwas unter Regen und Kälte, aber unterm Strich kon­nten wir doch etwas Präsenz in der Stadt zeigen und mit eini­gen Men­schen vor Ort ins Gespräch kom­men. Weit­er ging es dann am Abend mit ersten Ken­nen­lern- und Aus­tauschrun­den der bere­its Angereis­ten.  Dabei fiel direkt die the­ma­tis­che Bre­ite und Vielfalt der Teil­nehmenden auf. Die Alterss­panne reichte von 20 bis 80 Jahren. Ein Schüler, Gewerkschafter:innen, ein ehe­ma­liger Hochschul­pro­fes­sor, Kom­mu­nal- und Land­tagsab­ge­ord­nete waren eben­so dabei wie Sozialarbeiter:innen aus der Jugen­dar­beit, der Jugend­ver­band­sar­beit, den Hil­fen zur Erziehung, dem Jugen­damt und vie­len anderen Bere­ichen.

Der zweite Tag der Tagung begann dann am Vor­mit­tag mit einem Stadtrundgang mit Pas­cal Begrich (Miteinan­der e.V.), der uns an ver­schiede­nen Orten der Stadt das Aufwach­sen in den Base­ballschläger­jahren der 90er Jahre näher brachte und dabei auch über Engage­ment, Gegen­wehr und jugend­poli­tis­che Reak­tio­nen berichtete. Nach dem Mit­tagessen ging es dann mit ver­schiede­nen For­mat­en zu den großen Jugend­hil­fe­poli­tis­chen Her­aus­forderun­gen unser­er Zeit weit­er. Nur zwei Schlaglichter seien hier kurz erwäh­nt. Sophie Koch (Volkssol­i­dar­ität Bun­desver­band) berichtete aus­führlich über die Beson­der­heit der Kita-Krise in Ost­deutsch­land, wo auf­grund der niedri­gen Geburten­zahlen vor allem in ländlichen Regio­nen ganz unter dem Radar der großen Debat­ten immer mehr Ein­rich­tun­gen schließen müssen.  Sinah Mielich (Aktions­bünd­nis gegen geschlossene Unter­bringung) referierte über die his­torische Entwick­lung geschlossen­er Ein­rich­tun­gen und die aktuellen Entwick­lun­gen rund um das Skan­dalurteil zur Haasen­burg GmbH, welch­es die 2013 erwirk­te Schließung durch das Land Bran­den­burg für rechtswidrig erk­lärt, obwohl die dort prak­tizierten grundge­set­zwidri­gen Maß­nah­men viele der Insassen trau­ma­tisiert haben. Darauf fol­gten Ver­tiefungsrun­den zu den The­men: Jugen­dar­beit, Kita-Krise, ASD, Jugen­damt & Ombudsstellen. Den Abschluss des lan­gen und arbeit­sre­ichen Kon­feren­z­tages bildete eine Podi­ums­diskus­sion, bei der Nicole Anger (MdL Sach­sen-Anhalt), Kol­ja Fuch­slocher (Sprech­er BAG Kind­heit & Jugend), Sarah Nagel (Bezirksstadträtin für Jugend, Berlin Neukölln) und Timm Kun­stre­ich (Redak­tion Wider­sprüche) gemein­sam über die aktuelle gesellschaftliche Sit­u­a­tion und mögliche Hand­lung­sop­tio­nen aus link­er Sicht disku­tierten.

Der let­zte Tag des Tre­f­fens war dann den For­mal­itäten des Bun­de­sar­beit­skreis­es vor­be­hal­ten. Hier wurde vom Sprecher*innenrat aus­führlich über das erste arbeit­sre­iche Jahr berichtet und ein Aus­blick auf das kom­mende Jahr gegeben. Auch gab es einige Ämter neu zu verteilen, so dass der Sprecher*innenkreis nun Deike Janssen (Berlin Wed­ding) und der Koor­dinierungskreis Niko­lai Kinder (Vlotho) als Ver­stärkung in ihren Rei­hen begrüßen dür­fen. Den läng­sten Teil des Tages nahm jedoch die Diskus­sion und anschließende Ver­ab­schiedung der Magde­burg­er Erk­lärung ein, die anlässlich aktueller gesellschaftlich­er Entwick­lun­gen und mit Blick auf die anste­hen­den Wahlen eine starke linke jugend- und gesellschaft­spoli­tis­che Posi­tion for­muliert. Die stel­len­weise hitzige, aber immer sol­i­darische und kon­struk­tive Diskus­sion sorgte für eine gute Weit­er­en­twick­lung des vom Sprecher*innenrat einge­bracht­en Entwurfs. Zufrieden und mit neuer Moti­va­tion für die kom­menden Kämpfe und vie­len neuen Kon­tak­ten in ganz Deutsch­land ging es am Son­nta­gnach­mit­tag wieder nach Hause.

Für den Bun­de­sar­beit­skreis: Fred­erik Schwieger (Leipzig)