Studierendenwerke in und abseits der Pandemie
Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Hochschulen. In Sachsen betreuen sie rund 106.000 Studierende an 14 sächsischen Hochschulen. Sie stellen die soziale Infrastruktur an den Hochschulstandorten bereit, sind für die Verpflegung von Studierenden in 36 Mensen und Cafeterien sowie für studentisches Wohnen in Sachsen verantwortlich. Die soziale und gesundheitliche Betreuung der Studis ist ihr Auftrag und mit ihren Beratungsangeboten sind sie auch in Krisensituationen für sie da: Die Studierendenwerke.
Der Betrieb von Wohnheimen und Versorgungseinrichtungen, Bearbeitung von BAföG-Anträgen, Bereitstellung diverser Beratungsangebote, um auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Bedarfe von Studierenden einzugehen — das alles gehört zu ihren Aufgaben.
DIE LINKE hat in den vergangenen Jahren immer wieder darauf verwiesen, dass die Studierendenwerke (StuWe) einer besseren Finanzierung bedürfen, um ihren Aufgaben gerecht zu werden. So steigt allein der Bedarf an Beratungsangeboten der StuWe kontinuierlich. In der Antwort auf meine Kleine Anfrage zum Thema psychosoziale Beratungsangebote der Sächsischen Studierendenwerke wird der Anstieg der Gespräche und Beratungen sowie die Entwicklung der finanziellen Ausstattung der StuWe verdeutlicht.
In der Pandemie steigt die Nachfrage nach Beratungsangeboten umso mehr. Nach fast einem Jahr Hochschulschließung und digitalem Studium steigt die Gefahr, dass Studierende immer mehr vereinsamen und Depressionen, Angststörungen sowie andere psychische Belastungen noch weiter zunehmen. Psychologische, psychosoziale Beratung und auch Suizidprävention sind hierbei unerlässlich. Deswegen müssen die Beratungsangebote der StuWe finanziell und personell abgesichert und auch ausgebaut werden, denn sie brauchen genug Kapazitäten, um zeitnah beraten und unterstützen zu können. Außerdem muss die Infrastruktur ausgebaut werden Online-Beratungen und ‑Sprechstunden sind in Pandemiezeiten der Normalfall, dafür braucht es sichere digitale Räume.
Auch die Nachfrage nach Wohnheimplätzen reißt in der Pandemie nicht ab, wie die Publikation des Deutschen Studentenwerks „Wohnraum für Studierende. Statistische Übersicht 2020“ verdeutlichte. Dabei hinkt die Versorgungsquote mit staatlich geförderten Wohnheimplätzen hinterher und stagniert auf niedrigem Niveau, während die Nachfrage nach erschwinglichem studentischem Wohnraum weiter anhält. Gerade in der Corona-Krise, in der viele Studierende ihre Jobs im Gastro- und Dienstleistungssektor verloren haben und sich jetzt mit lächerlichen und realitätsfernen Nothilfen des Bundesbildungsministeriums durchschlagen müssen, werden natürlich günstige Wohnungen und Zimmer gesucht. Stellt man die Gesamtzahl der Studierenden der Zahlen der öffentlich geförderten Wohnheimplätze gegenüber, ergibt sich ein klares Missverhältnis: während die Gesamtzahl der Studierenden seit dem Jahr 2007 um 49% gestiegen ist, erhöhte sich die Zahl der öffentlich geförderten Wohnheimplätze jedoch nur um 8%. Hier liegt ganz klar eine Versorgungsschere vor, die keineswegs nur der pandemischen Lage, sondern auch einer Spar- und Kürzungspolitik der vergangenen Wahlperioden geschuldet ist. Mehr bezahlbaren Wohnraum für Studierende zu schaffen und auch dauerhaft zu erhalten, ist eine dringend notwendige Aufgabe und dafür muss der Freistaat Sachsen entsprechende finanzielle Mittel bereitstellen. Kopf braucht Dach!
Doch die StuWe sind auch selber von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. So sind z.B. allein durch Schließung von Mensen und Cafeterien problematische Einnahmeausfälle entstanden. In unserem Antrag mit dem Thema „Hochschulen, Studierende und Beschäftigte wirksam vor Auswirkungen und (Langzeit)Folgen der Coronavirus-Pandemie schützen“ forderten wir bereits im ersten Halbjahr 2020 eine auskömmliche finanzielle Unterstützung der sächsischen Studentenwerke und eine vollständige Kompensation der Einnahmeverluste durch wegfallende oder stark eingeschränkte Dienstleistungsangebote. In meiner Kleine Anfrage habe ich die Staatsregierung u.a. nach der finanziellen Unterstützung und Kompensation der fehlenden Einnahmen der Studierendenwerke gefragt. Dass die Staatsregierung ihre laufenden Zuschüsse im Frühjahr und Sommer 2020 erhöht hat, ist richtig und auch notwendig, denn gerade in der Krise hat sich gezeigt, wie essenziell die Studierendenwerke sind. Wie sieht jedoch die Zukunft aus, was ist mit den Einnahmeverlusten aus dem laufenden Wintersemester und kommenden Sommersemester?
Die Fraktion DIE LINKE hat im September 2020 eine Große Anfrage zum Thema Corona mit mehr als 300 Fragen gestellt. In ihrer über 1000 Seiten langen Antwort drückt sich die Staatsregierung um eine Antwort auf die Frage, welche finanziellen Mittel sie zur Kompensation der pandemiebedingt fehlenden oder zu geringen Einnahmen im Wintersemester 2020/2021 zur Verfügung stellt: „Eine Entscheidung der Staatsregierung liegt hierzu noch nicht vor“, heißt es dort.
Die Zuschüsse des Landes an die StuWe müssen daher auch für die kommenden Semester im Rahmen des Sächsischen Doppelhaushalts 2021/2022 sehr deutlich aufgestockt werden. Abseits der Kompensation der Einnahmeverluste, müssen die StuWe ihre Aufgaben erfüllen können, so müssen z.B. die Wohnheim- und Mensakapazitäten nicht nur saniert, sondern nunmehr auch pandemiebedingt technisch und baulich nach- und umgerüstet werden. Und es darf schließlich auch nicht dazu kommen, dass die Finanzierung von notwendigen Maßnahmen durch eine Erhöhung des Semesterbeitrags auf die Studierenden umgelegt werden. Das Land Sachsen und das Wissenschaftsministerium sind hier also in der Pflicht die nötigen Gelder bereit zu stellen, damit die Studierendenwerke ihrem sozialen Auftrag gerecht werden können. Sonst sind laufende Kosten, Sanierung, Wohnungsbau und Modernisierung von Mensen nicht finanzierbar. Wir LINKEN werden uns auch im Rahmen der Haushaltsverhandlungen für eine stabile und auskömmliche Finanzierung der Studierendenwerke einsetzen.